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Eine Prognose von Leipziger Mathematikern gilt unter der Bedingung, dass sich das Sozialverhalten nicht ändert

8. APRIL 2020

In Deutschland geht die Entwicklung eindeutig in die richtige Richtung: Wenn sich der aktuelle Trend sinkender Neuinfektionen fortsetzt, ist in Deutschland – Stand 6. April – mit insgesamt etwa 120.000 bis 160.000 bestätigten Corona-Fällen zu rechnen. Das ergibt eine statistische Analyse von Hoang Duc Luu und Jürgen Jost, die am Leipziger Max-Planck-Instituts für Mathematik in den Naturwissenschaften forschen. Die Prognose gilt nur unter der Bedingung, dass sich die Epidemie nicht wieder schneller ausbreitet. Das ist nur zu erwarten, wenn die strikten Einschränkungen in der Wirtschaft sowie im sozialen Leben solange in Kraft bleiben, bis die Infektionszahlen nicht weiterwachsen. Die Leipziger Mathematiker erstellen auch für alle anderen Länder, für die ihnen Infektionszahlen zur Verfügung stehen, tagesaktuelle Vorhersagen. Keine belastbaren Aussagen ermöglicht ihre Analyse, wann das Ende der Epidemie erreicht wird.

Hoffnungsvoller Trend: Die Entwicklung der Wachstumsrate der Infektionszahlen abhängig von der Gesamtzahl der bestätigten Infektionen zeigt, dass sich die Epidemie abschwächt (rote Punkte - gemeldete Daten; blaue Gerade - Interpolation). Um den Rückgang deutlicher zu machen, sind beide Größen logarithmisch aufgetragen. Die Sprünge vom extrem alarmierenden (rote gestrichelte Linie) über das sehr alarmierende (orange gestrichelte Linie) und alarmierende (gelbe gestrichelte Linie) zum leicht zurückgehenden Niveau sind auf die schrittweisen Einschränkungen des sozialen Lebens am 8. 16. Und 22. März zurückzuführen. Eine Extrapolation des Wachstumstrends ergibt eine Gesamtzahl von etwa 120.000 bis 160.000 Infektion am Ende der Epidemie.

© MPI für Mathematik in den Naturwissenschaften

Hoffnungsvoller Trend: Die Entwicklung der Wachstumsrate der Infektionszahlen abhängig von der Gesamtzahl der bestätigten Infektionen zeigt, dass sich die Epidemie abschwächt (rote Punkte - gemeldete Daten; blaue Gerade - Interpolation). Um den Rückgang deutlicher zu machen, sind beide Größen logarithmisch aufgetragen. Die Sprünge vom extrem alarmierenden (rote gestrichelte Linie) über das sehr alarmierende (orange gestrichelte Linie) und alarmierende (gelbe gestrichelte Linie) zum leicht zurückgehenden Niveau sind auf die schrittweisen Einschränkungen des sozialen Lebens am 8. 16. Und 22. März zurückzuführen. Eine Extrapolation des Wachstumstrends ergibt eine Gesamtzahl von etwa 120.000 bis 160.000 Infektion am Ende der Epidemie.

Nackte Zahlen sagen selten die ganze Wahrheit. So gibt es in Frankreich bis dato nur unwesentlich mehr bestätigte Corona-Fälle als in Deutschland. Dass die Lage in unserem Nachbarland dennoch ungleich dramatischer ist, zeigt die Anzahl der Todesfälle durch Covid-19. Sie liegt dort mehr als fünfmal so hoch wie hierzulande. Gerade anhand der Daten bestätigter Infektionen lässt sich also nicht auf das ganze Ausmaß der Corona-Krise in den verschiedenen Ländern schließen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in den verschiedenen Ländern unterschiedlich häufig auf die Infektion getestet wird. In Deutschland etwa ließen Ärzte vergleichsweise oft Proben von Verdachtsfällen auf das Coronavirus hin analysieren. Hierzulande führt Statistik also relativ viele Patienten mit allenfalls leichten Symptomen auf. Vergleiche mit anderen Ländern sind daher schwierig.

Ein Blog zur Statistik der Corona-Pandemie

„Wir haben die Daten aus den verschiedenen Ländern auf statistische Trends hin analysiert“, sagt Jürgen Jost, Direktor am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften. „So können wir die Entwicklungen in den verschiedenen Ländern unabhängig von den absoluten Zahlen vergleichen.“ Die Ergebnisse der Analysen veröffentlichen Jürgen Jost und sein Mitarbeiter Hoang Duc Luu in täglich aktualisierter Form auf der Webseite ihres Instituts.

Eine entscheidende Größe in der Analyse der beiden Forscher ist die Wachstumsrate der bestätigten Infektionen. Generell liegt sie am Anfang einer Epidemie sehr hoch – auch wenn die absoluten Zahlen dann noch niedrig sind –, schwächt sich dann ab und geht schließlich gegen Null, wenn die Epidemie mehr oder weniger unter Kontrolle ist. Dabei entsprechen gleiche Werte täglicher Neuinfektionen zu verschiedenen Zeitpunkten der Epidemie unterschiedlichen Wachstumsraten, weil sich diese auf die Gesamtzahl der Infektionen beziehen. Ein Beispiel: In Deutschland gab es am 26. März und am 1. April jeweils etwa 6000 Neuinfektionen. Die Wachstumsrate war am 1. April aber schon deutlich gesunken, weil die Gesamtzahl der Infektionen inzwischen deutlich gestiegen war.

Eine deutliche Bremswirkung der Kontaktsperre vom 22. März

In der Entwicklung der Wachstumsrate erkennen Hoang Duc Luu und Jürgen Jost für Deutschland bereits um 20. März einen deutlichen Sprung nach unten – darin zeigte sich der Effekt der ersten Beschränkungen im öffentlichen Leben um den 8. März. Etwa eine Woche später registrieren sie dann erneut einen deutlichen Rückgang der Wachstumsrate, diesmal infolge der Einschnitte wie der Schließungen etwa von Schulen und Kindergärten sowie vieler Geschäfte und öffentlicher Einrichtungen um den 16. März. Und in diesen Tagen zeichnet sich bereits die deutliche Bremswirkung der Kontaktsperre vom 22. März ab.

Was die Wirkung der Einschränkungen für die Wirtschaft und für das öffentliche Leben angeht, kommen die Leipziger Forscher somit zum gleichen Ergebnis wie ein Team um Viola Priesemann am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. Das Modell der Göttinger Forscher bestätigt ebenfalls, dass sich die Corona-Infektion in Deutschland inzwischen deutlich langsamer ausbreitet und wir die Epidemie in den Griff bekommen können, wenn wir uns noch eine Weile an die aktuellen Regeln für das soziale Miteinander halten.

Prognosen für die Gesamtzahl der Corona-Infektionen und der Todesfälle

Die Analyse der Leipziger Mathematiker ergibt zudem, dass die Ausbreitung der Infektion bei rund 120.000 bis 160.000 bestätigten Covid-19-Fällen (Stand 7. April) zum Erliegen kommen könnte. Die Zahl der möglichen Todesfälle bis zum Ende der Epidemie in Deutschland schätzen die Forscher derzeit auf etwa 4000 bis 5000 – unter der Voraussetzung, dass die Sterblichkeitsrate weiterhin so niedrig bleiben sollte wie bislang. In Italien rechnen sie mit 145.000 bis 168.000 Infizierten. Die Zahl der Todesopfer dürfte dort auf um die 20.000 steigen. Eine ähnliche Bilanz prognostizieren die Mathematiker für Spanien. „Für Frankreich sind die statistischen Schwankungen derzeit so groß, dass wir keine zuverlässige Prognose über die insgesamt zu erwartenden Fallzahlen abgeben können“, sagt Jürgen Jost.

Auch die weltweite Entwicklung haben Hoang Duc Luu und Jürgen Jost analysiert, wobei sie China außen vorgelassen haben, da die Epidemie dort zumindest den offiziellen Angaben zufolge bereits beendet ist. Im Rest der Welt ist nun aber noch mit knapp 1,9 Millionen, maximal mit 2,1 Millionen Infizierten und mehr als 170.000 Todesopfern zu rechnen.

Den ausgesprochen diffizilen Prognosen der Sterblichkeit durch die Covid-19-Erkrankung widmen die Leipziger Mathematiker in einem speziellen Bericht besondere Aufmerksamkeit. „Wir sehen den beunruhigenden globalen Trend, dass praktisch überall die Sterblichkeitsrate ansteigt“, sagt Jürgen Jost. „Das halten wir für eine sehr wichtige statistische Beobachtung.“ Er und sein Mitarbeiter haben in ihrem Blog daher einen eigenen Beitrag dazu veröffentlicht. Der Anstieg der Sterblichkeit liege demnach nicht nur an der Zeitverzögerung zwischen Ansteckung und Tod, sondern habe auch vielfältige andere Gründe, von der Überlastung der Gesundheitssysteme in einigen Ländern bis zu einer verzögerten Ausbreitung in höhere Altersgruppen, was etwa für Deutschland gelten könnte. „Die tatsächlichen Todeszahlen können also möglicherweise erheblich höher liegen als unsere auf der derzeit beobachteten Sterblichkeitsrate beruhenden Prognosen“, so Jost. 

Soziale Beschränkungen dürfen nicht zu früh gelockert werden

Ihre Prognosen haben die Forscher unter der Voraussetzung berechnet, dass sich die Ausbreitung des Coronavirus nicht wieder deutlich beschleunigt, wenn die Beschränkungen sozialer Kontakte zu früh gelockert werden. Und ihre Rechnung setzt auch voraus, dass die Länder ihre Testpraxis nicht verändern. Genau das wird jedoch als eine Maßnahme diskutiert, um in der Wirtschaft sowie im sozialen und kulturellen Leben wieder mehr Normalität zu ermöglichen. Mit häufigeren Tests würde jedoch zwangsläufig auch die Gesamtzahl der bestätigten Corona-Infektionen wachsen.

Selbst für unveränderte Randbedingungen können die Forscher allerdings nicht belastbar vorhersagen, wann die Anzahl der Covid-19 stagnieren wird. „Wir können keine verlässlichen Schätzungen abgeben, wann die Epidemien in den einzelnen Ländern enden werden“, sagt Jürgen Jost. „Vermutlich werden sie so schnell überhaupt nicht enden, da man wohl nicht alle Fälle erfassen kann.“ Allerdings gehen die Leipziger Forscher davon aus, dass die Infektionszahlen nur noch sehr langsam steigen werden, wenn sich die Kurve der maximalen Zahl der Infizierten nähert. „Der von uns statistisch festgestellte Trend deutet darauf hin, dass sich die Epidemie so weit abschwächen lässt, dass die Neuinfektionen und die Anzahl der Erkrankten so gering bleiben, dass unser Gesundheitssystem damit umgehen kann.“

Leipziger Gründungsnacht 2022

Auch bei der 7. Ausgabe der Leipziger Gründungsnacht war die Universität wieder erfolgreich: Das Forschungsprojekt EST3R der Universität Leipzig aus dem Bereich Biotechnologie wurde zur besten Gründungsidee des Abends gekürt. Der Ten Years After Award der Stadt Leipzig ging erneut an die für SMILE-unterstützte Ausgründung Data Virtuality GmbH. Die Leipziger Gründungsnacht 2022 wurde von der Gründungsinititiative SMILE an der Universität Leipzig und Startbahn 13 - Die Gründungsberatung der HTWK Leipzig ausgetragen. Gemeinsam mit der Stadt Leipzig, der Sparkasse Leipzig und den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen wurde die regionale Entrepreneurshipszene gefeiert.

Preisträger der Leipziger Gründungsnacht 2022. Foto: Jessica Fritsche
Preisträger der Leipziger Gründungsnacht 2022. Foto: Jessica Fritsche

Während der Veranstaltungen wurden Preisträger aus allen Bereichen des Unternehmenszyklus ausgezeichnet. Um die mit 3.000 Euro dotierte beste Geschäftsidee ging es beim Publikumspreis der Leipziger Gründungsnacht. Insgesamt 42 Teams und Einzelpersonen haben am von der Gründungsinitiative SMILE an der Universität Leipzig initiierten Ideenwettbewerb im Jahr 2022 teilgenommen. Eine Jury wählte die sechs besten Ideen aus. In einer jeweils dreiminütigen Präsentation stellten die Finalisten des Ideen-Wettbewerbs ihre Geschäftsidee den über 200 Gästen vor Ort und im Livestream vor. Letztlich wurde EST3R vom Publikum zum Sieger des Abends gekürt. EST3R skaliert ein selbst entwickeltes Messverfahren, um die künstliche Evolution von plastikabbauenden Enzymen zu beschleunigen, damit Plastikmüll zu einem Rohstoff wird, der CO2-Emissionen und Mikroplastik verhindert. Das Team um Dr. Ronny Frank forscht an der Fakultät Lebenswissenschaften an der Universität Leipzig.

Der „Ten Years After Award“ der Stadt Leipzig wurde in diesem Jahr dem Team der Data Virtuality GmbH zugesprochen. Die Datenspezialisten sind eine SMILE-unterstützte Gründung aus der Universität Leipzig. Seit 10 Jahren hilft Data Virtuality ihre Kunden auf der ganzen Welt dabei, Daten aus hunderten von Quellen zu bündeln, auszuwerten und daraus ihre Maßnahmen abzuleiten. Ein Konzept, das bis heute Kunden wie DHL, Home24 und WELEDA überzeugt hat.

Professor Dr. Utz Dornberger, Leiter der Gründungsinitiative SMILE an der Universität Leipzig, kann auf eine erfolgreiche 2022er Auflage des Ideenwettbewerbes zurückblicken: „Erneut konnten wir mit 42 Einreichungen ein steigendes Interesse am Ideenwettbewerb verzeichnen. Die Gründungsnacht bot den Teilnehmenden vielfältige Impulse und Netzwerkkontakte zum Weiterentwickeln ihrer Gründungsideen, von denen hoffentlich sehr viele im Markt umgesetzt werden können.“

Über die Leipziger Gründungsnacht

Die Leipziger Gründungsnacht ist eine Netzwerk- und Prämierungsveranstaltung der regionalen Gründungsszene und versteht sich als wichtiges Forum für innovative Geschäftsideen, erfolgreiche Start-ups und den Erfahrungsaustausch der Entrepreneure der Stadt Leipzig sowie der Landkreise Leipzig und Nordsachsen. Ziel ist es, ein positives Klima für Start-ups in unserer Region zu fördern und Mut zur Selbstständigkeit zu machen.

Über SMILE

Die Gründungsinitiative SMILE ist ein Kooperationsprojekt der Universität Leipzig und der HHL Leipzig Graduate School of Management und unterstützt seit 2006 hochschulübergreifend und unabhängig Unternehmensgründungen aus dem akademischen und wissenschaftlichen Umfeld. SMILE wird finanziert aus Mitteln der Europäischen Union, des Freistaates Sachsen und der beteiligten Institutionen.

Impression von der Leipziger Gründungsnacht 2022 auf dem Mediencampus der Villa Ida. Foto: Jessica Fritsche
Impression von der Leipziger Gründungsnacht 2022 auf dem Mediencampus der Villa Ida. Foto: Jessica Fritsche

Freistaat fördert Forschungsprojekt.

Die Universitätsmedizin Leipzig untersucht in einer Studie 300 Erwachsene mit einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion. Der Freistaat Sachsen unterstützt das Projekt mit gut einer halben Million Euro bis zum Jahresende 2021.

 

Prof. Dr. Markus Löffler, Leiter des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Eidemiologie, Foto: UKE/Ronald Frommann
Prof. Dr. Markus Löffler, Leiter des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Eidemiologie, Foto: UKE/Ronald Frommann
 

Long-COVID ist zu einem geläufigen Oberbegriff geworden, unter dem sich eine Reihe von Langzeitfolgen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 zusammenfassen lassen. Dazu zählen Symptome wie ständige Erschöpfung, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder neurologische Ausfälle wie Geschmacks- und Geruchsverlust. Besonders besorgniserregend sind anhaltende Minderungen der Gedächtnisleistung, Schädigungen des Herzmuskels und eingeschränkte Leistungsfähigkeit. Der Freistaat Sachsen unterstützt jetzt mit gut einer halben Million Euro ein bis zum Jahresende 2021 laufendes Forschungsvorhaben der Universitätsmedizin Leipzig, bei dem 300 Probandinnen und Probanden mit einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion epidemiologisch untersucht werden.

Was diese Studie von ähnlichen Forschungsvorhaben deutlich abhebt, ist der Vorteil, dass Probandinnen und Probanden aus der LIFE-ADULT-Studie des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen teilnehmen, von denen bereits Gesundheitsdaten aus der Zeit vor ihrer COVID-Erkrankung vorliegen. Prof. Dr. Markus Löffler, Leiter des Instituts für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie an der Universität Leipzig und Leiter des Projekts sagt: "Wir wollen mit unserem Projekt die Langzeitfolgen einer Infektion mit SARS-CoV-2 erforschen und verstehen. Es gilt vor allem herauszufinden, wie lange die Beeinträchtigungen anhalten und welche Faktoren den Verlauf beeinflussen."

 

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